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Zusammenspiel multiviraler Infektionen und Corona-Lockdown für Hepatitis-Welle bei Kindern verantwortlich

Im Schatten der COVID-19-Pandemie sorgte im Frühjahr 2020 ein weiteres Krankheitsphänomen für Sorgenfalten bei Ärzten und Eltern, als eine außerordentlich hohe Anzahl von Kindern im Alter bis zu zehn Jahren schwer an Hepatitis erkrankten. Was im April 2022 in Schottland begann, hat sich in der Folgezeit auf 35 Länder und 1000 Fälle ausgeweitet. In mehr als 20 Fällen verstarben die Betroffenen, mehr als 50 Patienten musste die Leber transplantiert werden.

Insbesondere das junge Alter der außergewöhnlich großen Anzahl an Hepatitis-Patienten stellte Ärzte und Wissenschaftler vor ein Rätsel, tritt Hepatitis in diesem Alter normalerweise vergleichsweise selten auf. Noch undurchsichtiger machte das Phänomen, dass keines der betroffenen Kinder einen der fünf Hepatitisviren in sich trug. Auch die naheliegende Vermutung, das Corona-Virus könne für die Epidemie verantwortlich sein, bewahrheitete sich nicht. Wie das ebenfalls als Ursache in Betracht gezogene Herpes-Virus trat auch das Corona-Virus bei den jungen Hepatitis-Patienten nur in Einzelfällen auf.

Nun haben Wissenschaftler aus den USA und Großbritannien noch einmal die damals entnommenen Blut- und Gewebeproben untersucht und dabei herausgefunden, dass eine große Zahl der Hepatitis-Patienten Adeno-assoziierte Viren (AAV) in sich tragen. Dieser Virustyp, der sich nur mithilfe von Proteinen anderer Viren vermehren kann, gilt im Allgemeinen als harmlos. Während in den jeweiligen gesunden Kontrollgruppen kaum AAVs nachgewiesen wurden, fanden die drei unabhängig voneinander arbeitenden Forscherteams bei 81 bis 96 Prozent der von Hepatitis betroffenen Patienten AAV in großer Zahl.

Für die beteiligten Forscher liegt die Lösung des Rätsels im Zusammenspiel des für sich genommen harmlosen AAV mit anderen Viren wie dem Adenovirus oder auch Herpes- und Eppstein-Barr-Virus – eine Konstellation, die die US-Amerikaner bei deutlich über 80 Prozent der Betroffenen nachweisen konnte. Einen weiteren Faktor vermuten Forscher in der zeitlichen Parallelität der Zunahme der Hepatitis-Fälle mit dem Ende des Lockdowns, der bei vielen Kindern zu einer Abschwächung des Immunsystems und damit einhergehend zu fehlender Immunität gegen die genannten Erreger geführt hat.