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Werden Gesundheitsgefahren durch Mikroplastikpartikel unterschätzt?
Im Fachblatt „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“ haben Jean-Baptiste Fleury vom Zentrum für Biophysik an der Universität des Saarlandes und sein spanischer Kollege Vladimir A. Baulin von der Universität Tarragona den Einfluss von Mikroplastikpartikeln auf die Zellwände im menschlichen Körper untersucht. Da Mikroplastik über Trinkwasser, Nahrung und die Luft aufgenommen wird, ist es in jedem menschlichen Körper nachweisbar. Anders als die meisten vorangegangenen Untersuchungen, die sich den toxischen Wirkungen widmeten, haben die Forscher dabei das Augenmerk auf mögliche mechanische Einflüsse der Kleinstpartikel auf die Zellmembran gelegt – und sind fündig geworden.
Aufgrund der besonderen Struktur der aus Phospholipid bestehenden Zellmembran galt bislang die Annahme, dass eine Anlagerung von Mikropartikeln keine negativen Auswirkungen haben. Im Experiment konnten die Forscher aus dem Saarland und Spanien dagegen nachweisen, dass Mikroplastik sehr wohl die Zellwände schädigen können. Tatsächlich haben Messungen ergeben, dass ab einer Menge von 25 bis 200 Mikrogramm pro Millimeter angelagerter Mikropartikel die Spannung der Zellmembranen bis nahe zu dem Punkt erhöhen können, wo sich die Membran auflöst.
Basierend auf dieser Beobachtung haben die Forscher ein weiteres Experiment durchgeführt, bei dem sie rote Blutkörperchen durch eine Pipette einsaugten, deren Öffnungsdurchmesser kleiner ist als der der Zellen, wodurch diese gedehnt und schließlich zerrissen wurden. Dabei beobachteten die Wissenschaftler, dass Zellen mit angelagerten Mikropartikeln deutlich schneller zerstört wurden, als Zellen ohne entsprechende Partikelbesiedelung – für Fleury und Baulin ein klarer Hinweis darauf, dass die mechanischen Einflüsse von Mikroplastik auf die Zellmembran sehr wohl zu einer Zellschädigung bei Mensch und Tier führen kann. Die Wissenschaftler vermuten, dass der mechanische Einfluss auf die Zellmembran auch bereits in anderen Untersuchungen festgestellte Entzündungen durch Mikropartikel erklären könnten.